Warum wir auch Ratten retten 

Autor Christina Köhler am 09.03.2019
Die "Fat Rat" aus Bensheim, wie sie die Welt liebevoll nennt, hat in den letzten Februar Wochen ordentlich für Aufsehen gesorgt.   

Aus aller Welt erhielten wir Nachrichten, in sämtlichen Sprachen. Ganz abgesehen davon, können wir den Hype bis heute immer noch nicht ganz verstehen. Während die lokalen Medien unseren Facebook-Beitrag auffassten und über die Ratte im Kanaldeckel berichteten, ahnten wir nicht, dass sich bereits große Medienagenturen an unserem Bild- und Videomaterial interessierten. Es folgten TV Sender, zuerst deutsche, dann europäische, dann weltweite Berichterstattungen und die kleine dicke Ratte erhielt ihren Namen. 
Sogar der "Sons of Anarchy"-Star, Ron Perlman, twitterte über die Fat Rat: "You watch ... that rat will go on to do great things" 

So sehr wir uns auch über positive Nachrichten und Kommentare gefreut haben, erreichten uns auch viele negative Meinungen, mitunter sogar auch Beleidigungen. Dass sich Menschen mit Hilfe der Anonymität des Internets, äußerst feindlich und verachtend verhalten können, ist keine große Überraschung mehr. Beleidigungen und Hasskommentare schmücken den Social Media-Alltag. 
Aber das berührt uns nicht, denn wir vertreten eine ganz klare Ansicht.

"Ihr habt einen an der Klatsche" 
wurde uns per Email zugesandt. 

Schon möglich. 
Sonst würden wir nicht das tun, was wir tun: 
Tiere retten und täglich über unsere Grenzen hinaus gehen, um das Unmögliche möglich zu machen. Manchmal lautstark und manchmal ohne öffentliches Aufsehen. 


"Ratten sind Ungeziefer und verbreiten die Pest. Schippe drauf wäre besser gewesen" 
Ein Facebook-User im Kommentarverlauf.

Meinungen sind verschieden. Und das ist auch gut so. 
Wir sind eine Tierrettung und töten keine Tiere, nur weil ein Teil der Menschheit der Meinung ist, eine Ratte verdiene es nicht zu leben. 
Die Bezeichnung "Tierrettung" ist eigentlich selbsterklärend. Für uns hat jede Tierart ihre Daseinsberechtigung.

Wir sind froh, dass die anwesenden Kinder von den geistigen Entgleisungen einiger Menschen nichts mitbekommen haben und dass unser modernes Europa ihre Freude über das gerettete Tier teilt. 
Niemand ist großartig, indem er andere klein macht und unserer Meinung nach haben diejenigen Menschen einen an der Klatsche, die dazu aufrufen, ein Tier zu töten, oder es sogar tun. Und das auch noch in Anwesenheit von Kindern. 


Die Pest ist eine Zoonose, die der Menschheit bereits im 17. Jahrhundert eine hohe Sterberate abverlangte. Der letzte Pestausbruch in Europa wurde im zweiten Weltkrieg dokumentiert. Demnach existiert die Pest laut Experten in Europa nicht mehr. 
Leider kommt sie auf einigen Teilen der Erde immer noch vor. 
Durch den Bau von Kanalisation, dem internationalen Schiff- und Gleisverkehr, wurde die Ausbreitung der Pest erst möglich gemacht. 
Das macht uns Menschen zu einem großen Teil mit verantwortlich. 
Der Rattenfloh gilt als Überträger der Pest, dieser ist auch auf anderen Nagetieren, wie Mäuse, Meerschweinchen, Präriehunde und Murmeltiere zu finden. Mehr Informationen hier 

Für uns war dieser Einsatz einer, wie jeder andere. Die Bensheimer Fat Rat ging viral und weiß nichts davon. Aber eigentlich ist diese Ratte nicht die erste Ratte, die sich in solch eine missliche Lage brachte und wird auch nicht die letzte sein. Auch andere Tierarten geraten in verschieden schwierige Situationen, aus denen sie gerettet werden müssen. 

Wir glauben jedoch, dass diese völlig banale Rettungsaktion auch andere Menschen dazu bewegt, achtsamer mit anderen Lebewesen umzugehen. Wer nun ein Tier in Not sieht, obwohl er rein gar nichts mit Tieren zu tun hat, erinnert sich vielleicht an diese Aktion und setzt alles daran, dem Tier zu helfen. 
Vielleicht ist die Fat Rat wirklich der Beginn von etwas Großem. 



 
Hamm Hitze Hunde

Rettungen eingeklemmter Tiere: 

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